Wasserentsalzung

Waterdesalination2
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Kristallklar

„Würden Du bitte gehen und mir etwas Wasser holen?“, fragte Lily Max, und klimperte dabei nett mit ihren Wimpern. Max genoss jedoch, auf dem Rücken liegend, gerade die warmen Sonnenstrahlen und rührte sich nicht vom Fleck. Lily fragte ihn daher noch einmal. Daraufhin stand er auf und zeigte auf das vor ihnen liegende, schöne, endlose, Meer. „Da hast Du genug Wasser. Spring doch einfach hinein und Du bekommst so viel Wasser, wie Du nur willst“. Dann trug er etwas mehr Sonnencreme auf und nahm seine ursprüngliche Pose wieder ein.


„Max! Ich meinte Trinkwasser!“, sagte Lily um das Missverständnis aufzuklären. „Ich kann Meerwasser nicht trinken. Willst du, dass ich krank werde?“


„Krank wirst Du davon nicht werden, nur ein bisschen Halluzinationen bekommen und dann vielleicht einen kleinen Hirnschaden davontragen. Du solltest besser nicht viel davon trinken“, antwortete er überfreundlich.


Lily verstand, dass hier nichts mehr auszurichten war, stand auf, setzte den Hut auf, um sich vor der herrlichen griechischen Sonne zu schützen und ging zum Kiosk. Sie kaufte etwas Wasser und kam zurück. Max sah sie und setzte sich erwartungsvoll auf. Als sie sich näherte, sagte er enttäuscht: „Du hast nichts für mich mitgebracht?“


Lily zwinkerte mit den Augen. „Hast Du nicht das Mittelmeer vor Dir gesehen? Hol Dir etwas Wasser von dort, wenn Du Wasser möchtest“, antwortete sie.


„Das wäre nicht effizient, weißt Du“, begann Max zu sprechen und entschied sich, eines seiner Lieblingsthemen ins Gespräch zu bringen. „Um Meerwasser trinken zu können, müssen wir es erst entsalzen, was nicht effizient ist. Es kostet zu viel Energie“.


„Entschuldige, lebst Du etwa noch im 21. Jahrhundert? Als Wasserentsalzung noch nicht energieeffizient war?", machte Lily sich über ihn lustig. „Heute trinkt ein sehr großer Teil der Weltbevölkerung gereinigtes oder entsalztes Wasser“.


Max stand auf und stürzte sich in einen leidenschaftlichen Vortrag. „Wasserentsalzung ist viel teurer als frisches Wasser aus Flüssen oder Grundwasser oder sogar aus Recyclingwasser zu gewinnen. Aber weil viele Menschen in der Vergangenheit keinen Zugang zu Süßwasserquellen hatten, mussten die Wissenschaftler nach Trinkwasser dort suchen, wo Wasser war reichlich vorhanden war, nämlich im Meer“.


Lange Zeit setzten Wissenschaftler zur Wasserfilterung Membranen ein. Bei Membranen handelt es sich im Allgemeinen um Materialien mit winzigen Löchern, die die größeren Teilchen zurückhalten, während die kleineren passieren können. Wenn die Löcher klein genug sind, können nur die Wassermoleküle passieren und alles andere wird blockiert. Diese Methode ermöglicht es auch, toxische Partikel aus dem Wasser abzutrennen. Aber es war ein teurer Weg, um eine Entsalzung durchzuführen.


Eine andere Methode bestand darin, Salzwasser zum Kochen zu bringen und den Dampf zu sammeln und so das Salz und andere Verunreinigungen abzutrennen. Aber auch dies war ein sehr ineffizientes Verfahren.


Lily trank etwas Wasser aus ihrer Flasche und fragte ihn, ob er wüsste, dass der Mensch zu mehr als 70% aus Wasser bestehen würde. Max verstand nicht, worauf sie mit der Frage hinauswollte und hörte für einen Moment auf zu reden.


Lily sagte ihm, dass einmal mehr die Natur bereits die Lösung für dieses Problem gefunden habe. „Biomimetische Membranen! Menschen, Tiere und Pflanzen bestehen alle aus Zellen. Das Außenteil jeder Zelle ist eine Membran. Und in einer Vielzahl von verschiedenen tierischen und pflanzlichen Zellen enthalten diese Membranen eine spezielle Art von Protein namens Aquaporin“.


Wasser kann dank Aquaporinen schnell die Zellmembran durchdringen, während andere Moleküle dies nicht können. Aquaporine binden sich selektiv an Wassermoleküle, um nur sie durchzulassen. Diese Art von Wassertransport ist sehr effizient und sie wurde genutzt, um Membranen zur Wasserentsalzung zu verbessern und ihre Betriebs- und Energiekosten zu reduzieren.


Max war sowohl beeindruckt als auch durstig. Er beglückwünschte sie und versuchte gleichzeitig, ihr die Flasche aus den Händen zu nehmen. Lily jedoch war schneller.


„Wenn Du Wasser trinken möchtest, musst Du es Dir entweder selbst am Kiosk kaufen, oder hier auf der wunderschönen Insel Deine persönliche Entsalzungsanlage saufmachen. Ist das klar?", fragte sie.